Knapp ein dreiviertel Jahr ist es erst her. Oder schon? Nicht nur die Zeit nach unserem Urlaub in Down Australien & Neuseeland, auch die Zeit IN Down Under Anfang des Jahres ist wie ein D-Zug an uns vorbei gerauscht. Zwischendurch hat sie mal kurz Halt gemacht, vielleicht, um uns zu kneifen, wie schön es gerade ist. Als Familie. Mit viel Zeit. Viel Zeit zum Realisieren blieb uns aber nicht, es gibt viel zu sehen und knapp 4 Wochen sind keine Ewigkeit. Welche Erinnerungen im Nachhinein hochkommen, sind – neben viele schönen Stationen in Neuseeland – diejenigen, die wir in Sydney gemacht haben: unsere kleine Wohnung, das Café, in dem wir jeden Morgen dasselbe gefrühstückt haben, der Ausflug mit der Fähre nach Manley und der hügelige kurze Weg zum Bondi Beach mit dem Bus. Zeiten, in denen wir – unbewusst – auf Stopp gedrückt haben. Um am anderen Ende der Welt zu stehen und dankbar zu sein, dass wir das gerade erleben dürfen. Auf der anderen Seite der Erde, wo gerade Sommer ist, während in Deutschland sich nass und kalt abwechseln.
Auch das kommt immer wieder hoch: in Sydney ist es jetzt Sommer.
Wir haben den Ausklang des letztens Sommer, der ähnlich heiß war wie unserer im letzten Jahr, miterlebt, inklusive Apfelernte, die viel zu früh war. Via Instagram und Wetter App habe ich, inzwischen wieder Zuhause angekommen, gesehen, wie es erst Herbst und dann Winter wurde, während in Hamburg die ersten Knospen blühten und wir später im Jahr ein paar heiße Tage am Meer verbracht haben. Und jetzt, wo der Herbst bei uns angekommen ist, kommen immer wieder diese Gedanken: In Sydney ist jetzt Sommer. Zeit für Surfen am Meer, Eis essen und draußen Frühstücken.
Eine, die das gerade hautnah erleben darf, ist Vanessa. Sie ist gerade vor zwei Monaten ans Ende der Welt, nach Sydney gezogen und verrät uns hier ihre Highlights und Tipps. Wer ihr bei Instagram folgt, bekommt noch mehr schöne Bilder aus Sydney & Umgebung zu sehen.
Und dann ist da noch Christine, die über Jahre mehrfach in Sydney war, dort quasi ihr zweites Zuhause aufgeschlagen hat und letztendlich sogar ein Auswanderer-Visum hatte. Und es nicht genutzt hat – weil die Kinder und das Leben dazwischenkam. Seitdem denkt sie – ungelogen – jeden einzelnen Tag an ihre Herzensstadt, die sie schmerzlich vermisst. Auch wahr: ich kenne niemanden, der jemals so von einem Ort gesprochen hat, wie Christine von Sydney. Auch sie verrät uns ein paar Tipps für Sydney.
Ich weiß von einigen Familien, die sich in diesem Jahr noch auf den Weg machen nach Down Under. Meine Erfahrungen und Reise-Tipps für Neuseeland kommen demnächst. Die geballte Portion Sydney gibt es aber jetzt schonmal. Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Lesen, Notieren und Ausprobieren!
Menschen, die mit großen Augen von Down Under berichten, habe ich nie verstanden. Bis vor knapp einem Jahr war Australien für mich kein Sehnsuchtsort, wie er es für so viele ist: viel zu weit weg, viel zu teuer, und kulturlos obendrein. Dass ich im November 2018 für drei Wochen mit meiner Freundin hier war, könnte man somit als eine Mischung aus Unfall oder Zufall bezeichnen – und aus heutiger Sicht eines der besten Dinge, die ich je versehentlich gemacht habe.
Fast forward, 8 Monate später: Die Zelte in Hamburg waren abgebrochen, das Working-Holiday-Visum nach erfolgreicher Überwindung diverser bürokratischer Stolpersteinchen (und -felsen) und mehreren mittelschweren, mentalen Krisen bewilligt (danke Heimatland Österreich!) und mein Hab und Gut mehr oder weniger von einer Wohnung auf die Größe eines Koffer und eines Rucksacks geschrumpft. Inzwischen lebe ich seit über zwei Monaten in Bondi, wo ich in das Haus von Freunden eingezogen bin – und mich bekommt so schnell nichts mehr weg von diesem Ort, dem ich erst so gar keine Chance geben wollte.
Vanessa’s Lieblingsviertel in Sydney.
Bondi
Mein aktuelles Zuhause muss auf jeden Fall nach ganz oben in diese Liste. Oh, Bondi! Was für eine Blase. Achtung, es folgt: Eine Auflistung an Klischees über diese Gegend, die in Wahrheit zugleich eine Liebeserklärung ist. Hier gibt es nämlich wirklich überdurchschnittlich viele attraktive Menschen mit perfektem Teint, die zu jeder Tages- und Nachtzeit so aussehen, als wären sie auf dem Weg zum Pilates; die charmantesten Cafés und Boutiquen, und natürlich lässige Surfer, die barfuß zum Bondi Beach unterwegs sind. Hier scheint das Leben wirklich ein bisschen leichter, Alltagssorgen kleiner und Menschen rundum glücklicher. Und so sehr mich die kalifornisch anmutende Bondi Bubble manchmal auch belustigt und ich eigentlich so gar nicht hier reinpasse – vielleicht ist an all dem was Wahres dran. Ich kann zumindest bestätigen: Dass einer der zurecht bekanntesten Strände der Welt nur fünf Gehminuten entfernt liegt, hilft, wenn man einen schlechten Tag hat. Die Tatsache, dass es meistens warm und sonnig und der Barista beim Surf Shop um die Ecke jeden Tag gut gelaunt ist, auch. Es lässt sich hier leben.
Food Spots in Bondi:
Gertrude & Alice: Bücher bis unter die Decke gestapelt, rote Plüschsessel und Chai, der in kleinen geblümten Tassen serviert wird: Gertrude & Alice war von Anfang an eines meiner Lieblingscafés, das in Bondi irgendwie so sympathisch fehl am Platz ist. Ein Ort mit so viel Liebe und Persönlichkeit in allen Ecken, der sowohl zu jeder Jahreszeit als auch zu jeder Tageszeit zum Verweilen einlädt – egal ob ein schneller Kaffee, ein ausgiebiges Wochenend-Frühstück oder ein Glas Rotwein am Abend, am besten in Kombination mit einem der tollen Bücher.
Peppe’s: Als ambitionierte so-gut-wie-Veganerin liebe ich diesen Laden, der erst vor Kurzem eröffnet hat und wo man sich wochenends um einen Platz anstellen muss. Neben den Gnocchi gibt es auf der kleinen, aber feinen Karte noch andere authentisch-italienische Leckereien wie – klar – Pasta und Antipasti. Das Beste: Die machen so unaufgeregt großartiges Essen, dass man gar nicht dazu sagen muss, dass das alles auch noch vegan ist. Da Peppe’s quasi unser Nachbar ist, hat der kleine Italiener ganz großes Potenzial, zu meinem Stamm-Dinner-Spot zu werden.
Critical Slide Society: CSS ist eigentlich ein Surf Shop – der mir aus einem kleinen Coffee Window aber jeden Morgen den besten Almond Flat White serviert. Bondi Feeling inklusive.
Porch and Parlour: „Auf der anderen Seite“ in North Bondi gelegen hat man von hier einen Blick aufs Wasser, während man seinen Kaffee, Juice oder Wein genießt. Wahrscheinlich mein liebster Brunch Spot bisher!
Surry Hills
Ich wünschte, ich hätte einen Geheimtipp, aber das hier ist beim besten Willen keiner. Trotzdem hat mich dieses Viertel mit den vielen coolen Restaurants, Bars und Galerien jedes Mal in seinen Bann gezogen. Surry Hills ist im Vergleich zum entspannt-schicken, aber eben manchmal etwas seelenlosen Bondi das, wonach sich eine Europäerin auf Abwegen sehnt: Ein lebhafter, urbaner, diverser, kreativer Stadtteil mit Charakter und Kultur.
Food Spots in Surry Hills:
Bad Hombres: Die „Mexican inspired all vegan eatery“ serviert mexikanische Klassiker wie Tacos und Nachos mit einem interessanten Twist genauso wie kreative Kombinationen. Was ich dort besonders liebe: Alles ist zum Teilen gemacht – so kann man sich durch alles durchprobieren.
Newtown
Endlich Schanzenfeeling! Newtown erinnert mich an Hamburg – ein bisschen runtergerockt, nicht zu pretty, aber dafür mit viel Persönlichkeit. Leider habe ich es erst ein paar Mal dorthin geschafft, aber habe mich jedes Mal direkt zuhause gefühlt.
Food Spots in Newtown:
Gigi Pizzeria: Was soll ich sagen? Traditionelle neapolitanische Steinofenpizza ohne Schnickschnack, aber mit ganz viel Lecker.
Either Or: Ein Café mit minimalistischem, skandinavisch inspiriertem Interior, dafür üppigen Brunch-Gerichten und bestem Kaffee hat mich noch selten nicht begeistert. Die Teller sehen hier so hübsch aus, dass man sie kaum anrühren möchte, und die Karte verändert sich mit den saisonalen Verfügbarkeiten der Lebensmittel.
Vauclause & Watsons Bay
Der nördliche „Zipfel“ der Eastern Suburbs ist ein Traum für Spaziergänge, an der Küste, in einem der Parks oder sogar durch die Straßen, vorbei an all den teuren Villen. Am liebsten mag ich den Hermitage Foreshore Walk, der vom Nielsen Park bzw. Shark Beach entlang der felsigen Küste vorbeiführt an vielen kleinen Stränden – immer mit Blick auf die Skyline von Sydney inklusive Harbour Bridge. So schön!
Christine ist die Gründerin von „What Leo Loves“ – dem Guide für schöne Kinderzimmer und die Erfinderin und Herausgeberin von „Eine Woche voller Glück“ – einem Mindest-Tagebuch für Grundschulkinder. Dabei geht es um ein glückliches Leben, dass nämlich gar nicht daran festgemacht wird, wie die Lebensumstände sind, sondern wie der Mensch seine Welt wahrnimmt und beurteilt. Je positiver desto glücklicher, so die Forschung. Das gilt natürlich auch für Kinder.
Zwischen 2003 und 2015 war Christine fast jährlich in Sydney, das Einwanderungsvisum für sie und ihren Mann war gültig bis Ende 2017. Warum hat sie es nicht genutzt? Weil Hamburg eben auch schön ist, vor allem, wenn man bei zwei Kindern den so wichtigen und wertvollen Familienanschluss hat.
Schippern auf dem Wasser
Meine liebste Beschäftigung: Auf und am Wasser sein. Das geht sehr günstig und bequem mit den Sydney Ferries. Mit einem „Daily“ oder „Weekly Travel Pass“ kann man so die gesamte Harbour beschippern.
Meine Empfehlung: Nicht nur die hochfrequentierten Touri-Strecken nehmen (wie z.B. Manly, was natürlich toll ist und die Fähre riesig), sondern auch die kleinen Fähren und Strecken ausprobieren. Und zum Beispiel nach Mosman fahren. Dort kann man dann auch gleich richtig gut lunchen und danach baden – am Balmoral Beach nämlich.
Watson Bay
Auch ein schöner Wassertrip: Die Fähre nach Watsons Bay nehmen und bei Doyles die besten Fish & Chips der Stadt essen. Von dort aus kann man, quasi um sich die Kalorien wieder abzutrainieren, übrigens auch wahnsinnig schön spazieren gehen und die spektakuläre Aussicht auf Downtown-Sydney genießen. Auf dem „South Head Heritage Trail“ nämlich.
Cogee
In Sachen „Trail“ gibt es ein weiteres Highlight, das wahrlich kein Geheimtipp ist, aber dennoch einfach zu jedem Sydneybesuch gehört: Der Bondi to Cogee Coastal Walk. Dorthin gelangt man mit dem Bus, leider aber nicht mit der Fähre. Und sowohl Bondi als auch Cogee gehört zu den schönsten Stränden und Hotspots der Stadt.
Paddington
Sehr lohnenswert ist ein Bummel durch die Straßen, Boutiquen und Cafés von Paddington. Die vielen und inzwischen überwiegend top renovierten „Terrace Häuschen“ sind einfach wunderschön und ich war verliebt vom ersten Besuch. Im unprätentiösen „Micky‘s Café“ war ich lange Zeit Stammgast, weil ich von der hochkalorischen Kombination aus leckerer Pasta mit anschließendem Cheesecake nie genug bekam…
Palm Beach
Wer länger in Sydney ist und mal genug hat von City und Trubel, der sollte unbedingt ganz entspannt mit dem Bus die zwar lange, dafür sehenswerte, Fahrt nach Palm Beach antreten und sich dafür einen vollen Tag Zeit nehmen. In Palm Beach, dem nördlichsten der „Northern Beaches“, scheint die Zeit still zu stehen. Hier findet man Natur und Ruhe und hat auf dem Weg dorthin fast alle Orte im Norden der Stadt durchfahren und dabei gesehen, wie die gutverdienenden „Vorortler“ in Sydneys Suburbs so leben.
Downtown
Zum Schluss noch ein Tipp für den ultimativen Überblick: Dinner im Sydney Tower. Hier habe ich mal einen wunderschönen Abend verbracht, der zugegebenermaßen nicht preiswert, dafür aber unvergesslich war. Feuerwerk inklusive.
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