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Back to Business: It’s a men’s world. Gründen in Deutschland.

Christin @Mopo

Wie passend, dass dieser Beitrag heute erscheint. Denn heute ist auch der neue nushu-Podcast erschienen, Folge sechs, in der ich als Gast etwas zum Thema Gründen erzählen darf. Im. Speziellen als Frau und Mutter. Ich werde nicht gerne reduziert auf diese Rolle, wie wahrscheinlich keiner auf irgendetwas reduziert wird. Bei diesem Frauen-Mutter-Thema lasse ich mich aber immer wieder gerne vor den Karren spannen, denn ich glaube: es braucht mehr gute Stories in diesem Bereich. mal abgesehen davon, dass es mehr Gründerinnen mit einem ernstzunehmenden Business braucht. Den Podcast könnt ihr übrigens hier hören.
Um junge Frauen (boah, bin ich alt geworden?) zu motivieren, habe ich für die aktuelle Ausgabe des Karriereplaners, einem Format der Uni Frankfurt, etwas zu genau diesem Thema geschrieben.

Die Zahlen sind erschreckend. Jedes Mal wieder, wenn mir eine Prozentzahl über den Weg läuft, schüttele ich den Kopf und frage mich, wie das sein kann. Denn: schaue ich mich um in meinem Umfeld, dann ist diese in gar keinem Fall repräsentativ für das, was in Deutschland anscheinend traurige Wahrheit ist. Aber woran liegt es, dass nur 15% aller Gründer in der Bundesrepublik weiblich sind? Und wie lässt sich diese Zahl nach oben schrauben? Was sind die Vorteile und was die Nachteile einer Gründung? Und was würde ich anders machen mit der heutigen Erfahrung bei der ersten Gründung damals mit Anfang 20 und heute mit Ende 30?

Wir fangen mal hinten an: alles, was ich mir bei meiner ersten Gründung vor 15 jähren gewünscht hätte, ist die Erfahrung und die Selbstsicherheit von heute, die Weitsicht und das Vertrauen auf mein Bauchgefühl.
Da ich nicht weiß, wie es ist, als Mann zu gründen, sondern lediglich als Partnerin eines Gründers beobachten kann, glaube ich: der einzige Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Gründern liegt darin, dass sich Männer weniger Gedanken um das „Was-wäre-wenn“ machen. Was vielleicht in der Natur der Sache liegt, vielleicht stehen wir Frauen uns manchmal aber auch selbst im Weg.
Mit der Erfahrung von zwei Unternehmensgründungen kann ich heute sagen: Frauen, traut euch! Wenn ihr eine Idee habt: go for it! Schreibt einen Businessplan, redet darüber, vernetzt euch mit anderen Frauen und Männern (!) und behaltet euer Ziel im Auge.
Dabei ist es gar nicht wichtig, ob ihr jung oder alt seid, ob ihr genügend Expertise habt oder einfach nur eine Idee. Know-how lässt sich einkaufen, fehlende Erfahrung über Mentoren ausgleichen und für familiäre Verpflichtungen, wie zum Beispiel Kinderbetreuung, lässt sich eine Lösung finden.
Solange ihr den Mut habt. Der erste Schritt ist der Schwerste, so sagt man. Das habe ich auch bei meinen Kindern gesehen und sehe es heute auch in meinem Ballettkurs, den ich, wenn nicht gerade Corona herrscht, wöchentlich besuche: wer drei Sekunden mit angewinkeltem Bein auf nur einem halben Fuß stehen kann, der kann es auch 20 Sekunden. Die schwersten Sekunden sind die ersten drei.

Gründen als Familienmutter.

Mein Unternehmen ist nicht über Nacht entstanden. Ich arbeite kontinuierlich seit Mai 2018 an meiner Idee, habe Allianzen gebildet, saß gefühlt ein Jahr lang in Cafés, um zu Netzwerken und die Vision in die Welt zu tragen, um Feedback zu erhalten und um sie weiterzuentwickeln. Ich habe mich außerdem getraut, um Hilfe zu frage, hatte mit Sicherheit auch Glück, zum richtigen Zeitpunkt an die richtigen Menschen zu geraten. Aber ich glaube nicht an Zufälle, sondern vielmehr daran, dass sie die Möglichkeiten ergeben, wenn man die fokussiert und das Ziel vor Augen hat.

Meine zweite Gründung habe ich mit Mitte 30 als Mutter zweier Kleinkinder hingelegt mit dem Unternehmen, das ich gerade aufbaue. Diese Gründung war komplett anders als die erste: statt eine Idee auszubauen mit sehr überschaubarem Risiko, habe ich diesmal einen Bedarf erkannt und mich richtig was getraut. Inklusive Bankkredit, Mietvertrag für eine Dekade, Mitarbeitern und allem, was dazugehört. Wichtige Entscheidungen getroffen und an meiner Idee gearbeitet habe ich aber diesmal nicht konzentriert von 9-19 Uhr, sondern überall und tue es nach wie vor: auf Spielplätzen, in der zweiten Schicht, wenn die Kinder abends im Bett liegen, unterwegs. Und natürlich läuft nicht immer alles glatt, siehe die ganz aktuelle Situation. Aber auch das gehört dazu.
es zeigt sich mal wieder der Spruch: „Es braucht ein Dorf“. Das gilt für Kinder und Unternehmen gleichermaßen: eine Kita, Väter, die sich genauso und selbstverständlich um die Kinder und das gemeinsame Leben kümmern wie Mütter, die Unterstützung von Omas, Opas oder einem Babysitter. Ratgeber, Freunde, (ehemalige) Kollegen, Branchenprofis. All die darf man um Hilfe fragen, man muss die eigenen Bedürfnisse nur aussprechen.

Von Zeit zu Zeit reiße ich mir immer mal wieder eine Wand nieder: ich spreche Personen an, die ich auf einen Sockel gehoben habe.

Spoiler: das wirkt Wunder – probiert es bitte aus.

Meine zuletzt eingerissenen Wände waren übrigens Christian Rach und Stevan Paul. Kontakte machen Kontakte. Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich den Satz meines Vaters verinnerlicht habe: Kontakte schaden nur dem, der keine hat.“ Das hat nichts mit Vetternwirtschaft zu tun, sondern manchmal einfach nur mit Menschlichkeit. Also, liebe Frauen: traut euch aus eurer Komfortzone heraus, vernetzt euch, glaubt an euch eure Idee. Ihr seid Meisterinnen im Multitasking, meistens viel empathischer als eure männlichen Kollegen. Flexibilität und Effizienz liegen euch in den Genen. Ihr schafft so viel, warum dann nicht auch eine erfolgreiche Gründung! Sucht euch euer Dorf! Dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen, denn: Mut wird immer belohnt.

 

Bildcredit: Hamburger Morgenpost

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