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Und was ist mit Tee? Mrs. T, Hamburger Perle und Konditorin auf dem 2. Bildungsweg, stellt sich vor.

Teaser-MrsT

Ich weiß gar nicht mehr, wann ich Maren das erste Mal wahrgenommen habe. Geschweige denn, dass ich mich nicht erinnern kann, dass es  jemals nicht gegeben hat. Kein Wunder, denn Maren hat mit ihrer Delikatess-Manufaktur etwas Einzigartiges geschaffen: bei ihr steht der Tee im Vordergrund. Und so einfach wie das klingt, so vielfältig sind ihre Produkte.
Neben klassischem Shortbread (mit Earl Grey Tee) gibt es eine wunderbar würzige Tomatensauce mit Rauchtee oder eine süße Karamellsauce mit Milk Oolong Tee. Aber auch ihre Jasmintee Mandeln liebe ich sehr und muss mich zügeln, nicht die Packung leer zu futtern.

Neben ihren Produkten aber, ist vor allem Maren das eigentliche Highlight, denn: während andere mit Mitte dreißig an Nestbau denken, hat Maren einfach mal entschieden, dass es an der Zeit ist, ihren Traum in die Tat umzusetzen und endlich ihre Ausbildung zu Konditor anzufangen. Dass das aber gar nicht so leicht war, wie gedacht, weil man erst einmal einen Konditormeister finden muss, der einen ausbildet und warum sie sich nach drei Jahren Start Up nun wieder in der Umstrukturierungsphase befindet, erzählt sie hier. Und dazu gibt es eine große Portion Motivation für alle, die überlegen etwas Eigenes aufzubauen.

Ich wünsche euch mindestens so viel Spaß beim Lesen wie ich beim Zuhören hatte!

PS: Kleiner Tipp für den Muttertag: Marens absolute Favorit ist das Pu Erh Tee Popcorn, weil es so herrlich knusprig ist und der Pu Erh Tee dem Karamell eine wunderbar erdig-herbe Note gibt.

MrsT_Popcorn_Party

Maren, nachdem du jahrelang in einer Digitalagentur gearbeitet hast, hast du dich mit Mitte 30 nochmal zur Konditorin ausbilden lassen. Warum? Und erzähl mal wie das so war, bitte!
In der Agentur hatte ich ein wahnsinnig tolles Team, aufregende Kunden und Projekte, bin gereist und so weiter. Nur…das war es einfach nicht für mich. Es gab so viele Dinge, die ich ausprobieren und noch wissen wollte – der Ort dafür war nur nicht das Büro sondern die Backstube. Den tatsächlichen Wechsel zu wagen, war dann aber gut vorbereitet. Ich habe ein Berufwechsel-Coaching gemacht und auch ein paar Monate die neue finanzielle Situation „getestet“. Nochmal von vorne anzufangen, wenn alle in Deinem Leben eigentlich anfangen sich im Leben einzurichten, ist tatsächlich ein kleiner Ausstieg.

Ein Glück wusste ich nicht vorher, wie hart die Ausbildung wird. Ganz ehrlich, ich hätte mir das selbst nicht zugetraut, wenn ich vorab gewusst hätte, wie körperlich herausfordernd  der Beruf wird. Ich war ja schon 36 Jahre alt und hatte 10 Jahre gemütlich hinterm Schreibtisch gesessen, als ich die Ausbildung begann. Dennoch habe ich es geschafft und finde es toll, wenn es heute in der Backstube richtig rockt.

Manchmal muss man eben Schritt für Schritt überleben.

Hattest du keine Angst? Was, wenns schief geht? Hattest du einen Plan B?
Einen Plan B hatte ich nicht. Angst vor dem Scheitern hatte ich auch nicht. Im Berufswechsel-Coaching gab es einen tollen Impuls dazu: Scheitern ist die Beurteilung von außen, von Anderen. Diesen ganzen Weg habe ich ja für mich gemacht, also kann ich gar nicht scheitern. Für mich war es damals und ist es auch heute noch das Ausloten meiner Fähigkeiten und Talente. Ich frage mich heute nicht mehr, ob ich das wohl kann oder nicht, ich weiß es, weil ich es ausprobiert habe. Tut manchmal auch weh, wenn man merkt, das kann ich nicht. Dafür habe ich aber entdeckt, dass ich vielmehr kann, als ich mir selbst zugetraut hätte.

Und wie toll das Gefühl hinterher ist, wenn man weiß, daß man gerade über sich hinaus gewachsen ist, oder? Das kann ein wichtiger Termin sein, wo richtig großes Business gemacht wird und man sich vorher in die Hose gepinkelt hat. Oder diese verdammten Luder aka Macarons, die ich ohne deine Hilfe niemals hinbekommen hätte. Woher kommt deine Liebe zum Backen?
Es ist vor allem meine Mama. Die Küche meiner Eltern ist bis heute mein absoluter Lieblingsplatz. All die Stunden mit Pralinen, Plätzchen, Torten und Kuchen, den leckersten Gerichten, tollen Gesprächen, Lachen, Liebe und – mittlerweile – den Aperitivgetränken meines Papas – prägen meine Liebe zum Essen. In meiner Familie ist Essen gleich Liebe und dazu gehört auch die Neugierde, immer etwas Neues auszuprobieren, auf Märkten rumzustöbern und auch nach 50 Rezeptversuchen nicht aufzugeben.

Delikatessen_mit_Tee

50?!? Come on! Ich glaube, ich hätte nach dem 5. Mal schon alles hingeschmissen. Welches Rezept hat dir den letzten Nerv geraubt?
Ich trinke am liebsten Ostfriesentee. Diesen köstlichen Geschmack in ein essbares Produkt umzusetzen, raubt mir tatsächlich seit ein paar Jahren die Nerven. Es klingt so einfach, da man genau weiß, wie es schmecken muss – ist es aber nicht. Ich bleibe dran!

Was würdest du anders machen, wenn du nochmal gründen würdest?
Tatsächlich frage ich mich das nicht. Man kann bestimmt immer etwas anders machen, aber es war gut so. Viele Rahmenbedingungen und Hürden waren mir zum Start nicht klar. Hätte ich es gewusst, hätte ich vermutlich nicht angefangen. Natürlich bin ich nicht blind losgelaufen. Risiken abschätzen und Entscheidungen bewusst treffen, waren für mich wichtig. Ich habe mir auch Hilfe von Profis geholt, wenn ich wusste, dass ich überfordert bin.

Die waren zum Beispiel?
Hilfe von Profis gab es von Kreativen (Designer, Fotograf), Beratern (Bank, PR, Vertrieb), Ämtern (sehr hilfreich und super nett ist z.B. das Amt für Lebensmittelüberwachung), Verbänden (bei mir z.B. der Deutsche Teeverband) und etablierten Unternehmern.

Einfach mal im Freundeskreis umhören: irgendwer kennt immer irgendwen, der einem helfen kann!

Was ist nicht so gut gelaufen?
So Einiges… Das würde den Rahmen sprengen. Ein paar Themen habe ich sehr unterschätzt, z.B. die Haltbarkeit meiner Produkte. Durch die handwerkliche Herstellung und die Rohstoffe sind wir für viele Abnehmer nicht attraktiv. Leider gilt hierzulande immer noch: Je länger etwas haltbar ist, desto besser ist es. Es ist auch wahnsinnig schwer, Menschen davon zu überzeugen ein bekanntes Produkt wie Tee neu zu erleben, in dem man ihn isst. Das ist schwerer als gedacht.

Aus der Erfahrung mit dem foodlab erfahre ich gerade am eigenen Laib, dass einem nichts geschenkt wird. Meistens gibt es einen Preis, den man für irgendwas zahlt – magst du erzählen, welchen Preis du gezahlt hast?
Definitiv Schlaf! Existenzängste kannte ich bis zur Selbständigkeit nicht und so gab es viele, viele schlaflose Nächte. Aber man merkt irgendwann, es geht immer weiter und zu viel von „wenn, dann“ ist einfach nicht gut. Also weitermachen…oder notfalls eine einschläfernde Serie im Fernsehen gucken und wenn es ganz schlecht kommt, geht auch ein Glühwein mit Rum nachts um 3Uhr.

Oder vielleicht eine Lieblingsecke zum Runterkommen? Oder ein kulinarischer Seelenschmeichler ?
Der Hafen! Und unbedingt die Wochenmärkte! Da ich auch eine große Leidenschaft für Kaffee habe, trinke ich gern einen Cappuccino bei Torrefaktum in Altona. Immer gut!

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