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Ein Zwischenstand von Unterwegs: Seit 5 Wochen ist Janine samt Mann, Kleinkind und Baby auf Entdeckungsreise quer durch Europa. In einer umgebauten Feuerwehr.

Vor einiger Zeit habe ich euch von Janine und ihrer Familie und ihrem Riesentraum hier erzählt: mit einer umgebauten Feuerwehr quer durch Europa. Was im Mai noch ein Plan war, ist jetzt Realität geworden und die inzwischen 2fach Mama hat seitdem nicht nur ihre zweite Tochter Tilda auf die Welt gebracht, sondern wohnt seit 5 Wochen mit ihrem Mann und den beiden gemeinsamen Kindern in einem roten Camper. Was bisher passiert ist, wie sie ihr Wohnungsproblem gelöst haben und wie das so ist unterwegs zu sein mit Mann, Kleinkind und Baby, das erzählt sie uns heute als ersten Zwischenstand ihrer aufregenden Reise.

Apricale, Italien. Atemlos scheucht unsere 4-jährige Tochter Greta meinen Mann Vincent beim Fangen spielen durch die engen Gassen. Manchmal verschwinden sie in einem Seitengang um dann kurz darauf lachend wieder aufzutauchen. Ich schlendere gemächlich mit unserer jüngsten Tochter Tilda im Tragetuch hinterher. Es ist unser letzter Abend in Italien und ein ganz besonderer, denn gerade auf den letzten Metern zeigt sich dieses Land noch einmal von seiner schönsten Seite. Schon morgen werden wir in Frankreich sein.

Seit 5 Wochen sind wir nun unterwegs, zu Hause in einem roten Mercedes Feuerwehrbus den Vincent in den letzten Monaten ausgebaut hat.

Ein echtes Zuhause haben wir nicht mehr, unsere Wohnung in Hamburg mussten wir aufgeben, gemeldet sind wir bei meinen Schwiegereltern. Nicht nur durch den Auszug aus unserer Wohnung waren die letzten Wochen vor der Reise sehr anstrengend, haben aber bei uns auch einen gewissen Trotz aufkommen lassen: „Jetzt erst recht!“ Solche Abende wie der heutige und all die anderen tollen Momente machen allen Stress in der Vorbereitung wieder wett.


Doch so lange zu Reisen ist kein Urlaub. Das war uns von vornherein klar und wir haben uns immer gefragt, wann das Gefühl des „im Urlaub sein“ verschwindet und die Gewissheit eintritt dass das jetzt unser Alltag ist. Für mich und auch für Vincent war dieser Moment vor kurzem als wir für eine Woche auf einer Farm nördlich von Genua ausgeholfen haben. Ursprünglich wollten wir dort nur für ein paar Tage bleiben, für Kost und Logie arbeiten, auf Post aus Deutschland warten, Wäsche waschen, etc. Geblieben sind wir am Ende 1 1/2 Wochen. Nicht nur auf das Betteln Gretas hin, die sich zwischen Hunden, Schafen und Eseln pudelwohl gefühlt hat, sondern weil auch wir die Pause vom Vanlife einmal nötig hatten.

Die Farm wird von Sabrina betrieben, einer Italienerin, die dort zusammen mit ihrer Familie lebt und ein Zwischending aus Bio-Bauernhof, Bed & Breakfast und Restaurant betreibt. Darüber hinaus dürfen Leute aus aller Welt bei ihr für Kost und Logie arbeiten. Somit sitzen wir dann zusammen mit einer Argentinerin, einer Deutschen, einem Kanadier, einem Schweizer und Sabrina und ihrer Familie am Abendbrotstisch, unterhalten uns in 4 verschiedenen Sprachen unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen und sind absolut hin und weg von soviel Gastfreundschaft und Freundlichkeit. Italien hat es uns in den letzten Tagen trotz seiner Schönheit nicht immer leicht gemacht, schlechte Straßenverhältnisse und Fahrweise der Italiener sind eine Herausforderung. Darüber hinaus entpuppt sich die Schlafplatzsuche oft als schwierig und allgemein mussten wir uns alle doch ein wenig einspielen und anpassen. An das Leben als Camper.

Doch diese Abendessen machen alles wieder wett. Und so stellt sich bei mir das erste Mal das Gefühl ein, auf der Reise angekommen zu sein.

Nicht nur die Touristin, die Urlauberin sondern akzeptiertes Mitglied dieser illustren Tischgesellschaft, nicht nur von außen zu zuschauen sondern mitten drin zu sein. Begegnungen mit den Einheimischen waren uns von vornherein sehr wichtig, nicht nur die natürlichen und architektonischen Sehenswürdigkeiten wollten wir uns in jedem Land zu Gemüte führen, sondern den Kontakt suchen zu den Menschen vor Ort. Ein Gefühl dafür bekommen, wie es ist in Italien, Österreich, Frankreich oder wo auch sonst uns diese Reise noch hinführt, zu leben. Sabrina gibt über alles offenherzig Auskunft. Über ihre Sorgen und Nöte aber auch über den Traum den sie lebt und an den sie glaubt und an dem sie jeden teilhaben lässt, den es auf ihre Farm verschlägt. Wer es selber ausprobieren möchte: fahrt vorbei, an ihrem Abendbrottisch ist für jeden Platz.
Als wir uns dann doch nach 10 Tagen verabschieden bekommen wir zum Dank eine große Kiste mit Obst und Gemüse aus eigenem Anbau geschenkt. Es ist so viel das wir es kaum in unserem Van verstaut kriegen. Doch wir sind froh und mehr als dankbar dafür, ist es doch eine wunderbare kulinarische Erinnerung an diesen wundervollen Ort.

Morgen werden wir Italien hinter uns lassen und uns auf den Weg durch Frankreich machen, weiter auf dem Weg nach Süden. Ich bin gespannt was uns hinter der Grenze erwartet. Vincent hofft vor allem auf bessere Straßenverhältnisse, Greta auf einen weiteren Bauernhofbesuch, Tilda ist das ganze relativ egal, solange sie nur mit dabei sein darf. Und ich? Ich freue mich auf kleine Märkte in der Provence, wandern in den Cevennen und auf weitere bewegende und inspirierende Begegnungen mit Einheimischen, wie wir sie vor ein paar Tagen mit Sabrina hatten. Und wie ich so Greta glücklich durch die nächtlichen Gassen von Apricale flitzen sehe, lächele ich in mich hinein und denke: „Ja, genau für diese Momente sind wir unterwegs.“

Wer Sabrina auf ihrer Farm besuchen möchte, ist jeder Zeit herzlich Willkommen: Via Valle Ponzema 175, Campoligure. Und wer Janine und ihrer Familie auf ihrer Reise folgen möchte, der kann das auf Instagram unter dem Account @viergefaehrten tun.

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