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Back to Business: vom Blog zur Bauherrin.

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Gerade in diesen Zeiten, da muss man doch was tun. Diesen Satz höre ich zu oft. Gerade in diesen Zeiten. Auf der anderen Seite gibt es Familien und Freunde, denen diese Zeit vorkommt wie ein Zwangsurlaub. Und die Spanne könnte nicht größer sein, zwischen den Gastronomen und Ladenbetreibern, die jeden Tag aufs Neue kämpfen, sich Gedanken machen und Existenzängste haben, sich kümmern müssen, jeden Tag aufs Neue. Dabei trotzdem die bunte Welt auf Instagram zeigen, weil: jammern bringt einen ja auch nicht weiter. Hilft aber manchmal ungemein. Und diese Phase darf und muss es auch geben. Ein Unternehmen ist eben doch wie ein Kind. Und wenn das krank ist, geht es uns Eltern ja auch nicht gerade bestens.
Auf der anderen Seite sehe ich Familien, wenn sie nicht von Kurzarbeit betroffen sind, im Speckgürtel im Eigenheim wohnen und die Zeit mit Home Schooling und Kita-Kindern nach knapp vier Wochen eigentlich ganz gut hinbekommen und den Urlaub im eigenen Garten planen.

Und, auch in diesen Zeiten, sehe ich auch Gründer, die weder das eine noch das andere sind. Irgendwo mittendrin, immer noch etwas verloren und für die das ganze Corona-Chaos immer noch unbegreiflich ist. Die nicht wissen, wo sie anfangen sollen, weil die Arbeit immens ist. Oder mitten in der Gründung sind und nicht wissen, ob sie weitermachen sollen.

Mit diesem Beitrage möchte ich Gründern Mut zusprechen. Und einmal meinen Weg aufzeigen, was bei meiner Gründung wichtig war. Und dass man keine Angst haben sollte vor großen Projekten. The bigger, the better – das habe ich inzwischen gelernt. Und, das der Weg nicht immer gerade sein muss. The more, the merrier.

So, und nun ist Schluss mit Phrasen. Viel Spaß mit diesem Artikel, den ich im letzten Jahr für den Karriereplaner der Uni Frankfurt geschrieben habe.

Hätte mir 2013 jemand gesagt, dass ich in 6 Jahren dabei bin, eines der größten Food-Projekte Hamburgs umzusetzen, dem hätte ich einen Vogel gezeigt. Einen sehr großen. Denn: außer essen und kochen hatte ich nicht sehr viel zu tun mit dem Foodbereich, auch Lebensmittelbranche genannt.
Rückblickend kann ich sagen: Diese Karriere und das foodlab habe ich garantiert so nicht geplant.

Als ich 2001 mit einem nicht bestandenen Abitur in die Arbeitswelt startete, war die Werbebranche, für die mein Herz brannte, das reinste Desaster. Die Internetblase war gerade geplatzt, sehr viele überqualifizierte Werber saßen auf der Straße. Und ich mittendrin. Während es ein Jahr vorher zumeist schlecht bezahlte Praktika gab, gab es jetzt nur noch Praktika: statt schlecht wurde gar nicht mehr bezahlt.

Warum hinfallen so wichtig ist. Und scheitern eigentlich ganz cool.

Die ersten Jahre meiner beruflichen Karriere kann man so beschreiben: Berg- und Talfahrt. Ich schlitterte von einer Agentur in die nächste und sammelte mehr Kündigungen als andere Jobs in ihrem ganzen Leben haben. Neben dem Abendstudium zur Marketing-Kommunikationswirtin aber sammelte ich vor allem eins: sehr viel Erfahrung in den unterschiedlichsten Agenturen. Von Werbung über Verlag bis hin zu Events für Incentives und Stadtteilfesten habe ich alles mitgenommen und war stellenweise das Mädchen für alles.

Das mag man damals als das reinste Chaos empfunden haben, rückblickend betrachtet, habe ich meine wertvollsten Stärken in genau dieser Zeit erlernt. Und wie heißt es so schön: auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn und so fand ich schließlich, nach einer zu Ende gegangenen Selbständigkeit, meinen Platz in der Agenturwelt – als Kontakterin mit den Fäden in der Hand aber immer nah an der Kreation.

Letztlich hatten aber alle Jobs ihre Mindesthaltbarkeit. Irgendwas war immer: Zuwenig Kunden, zu viel Arbeit, zu wenig Leute. Je älter ich wurde, desto weniger bereit war ich 15 Stunden am Tag zu arbeiten und noch die Wochenenden in der Agentur zu verbringen. Weshalb ich mich 2011 bei verschiedenen Unternehmen bewarb und plötzlich Marketingleiterin eines international tätigen Unternehmens war. Mit Arbeitszeiten von 8:30 bis 17:15 Uhr. Erschreckend. Aber irgendwie toll, denn auf einmal hatte ich ein Leben nach Feierabend.

Den habe ich 2 Jahre genossen, bis ich Lust auf ein neues Projekt hatte. Die Arbeit machte mir Spaß, aber ich war hauptsächlich damit beschäftigt, mich um die Planung und Einhaltung von Budgets zu kümmern, anstatt am kreativen Prozess teilzunehmen. Und der fehlte mir.

Food ist das neue Fashion.

2008 hatte ich mit Agenturkollegen schon einmal über einen Blog nachgedacht, der von DIY bis Food alles abdecken sollte. Die Agenturkollegen waren nicht mehr da, schreiben und essen mochte ich dennoch.

Also beschloss ich im Sommer 2013 einen eigenen Foodblog zu gründen. Still und heimlich schrieb ich Texte, traute mich aber gar nicht davon überhaupt jemandem zu erzählen. Mir war es maximal peinlich von mir selbst etwas preiszugeben. Trotzdem meldete sich ein alter Schulfreund, der inzwischen bei einer PR-Agentur arbeitete, ob ich nicht Lust hätte, ein Produkt vorzustellen. Hatte ich. Gott sei Dank: DSGVO war damals noch kein Thema. Instagram übrigens auch nicht.

Mit der Zeit hatte ich mehr und mehr Lust, Rezepte zu teilen, wurde mutiger. Und schwanger mit Zwillingen.

Auf Grund von Übelkeit gab es eine ungewollte Blogpause, dafür ging es aber mit doppelter Power weiter als die Kinder auf der Welt waren, mit neuen Themen, besseren Fotos und ausgefeiltem Redaktions- und Social Media Plan. Der Blog bekam erneut einen Boost, als ich – inspiriert durch die Kinder – mein erstes E-Book herausbrachte: kostenfrei, als Werbemaßnahme und Leadgenerator.

Ich begann – im Rahmen meiner dreijährigen Elternzeit – als freie Marketingberaterin zu arbeiten, machte eine Weiterbildung zur Online Marketing Managerin und wurde mehr und mehr von Startups aus dem Lebensmittelbereich angefragt, ob ich ihnen helfen könnte beim Texten, Social Media, Crowdfundig, Marketing, …

Ich verlängerte meine Elternzeit, stieg fast bei einem Startup als Co-Founder ein und merkte, dank eines Job-Coachings, dass ich etwas Eigenes brauche. Auf dieser Basis entwickelte ich die Idee des foodlab: ein Coworking Space nur für Food Startups. Ein Ort, an dem einem die Startschwierigkeiten genommen werden, weil der Austausch die Hauptrolle spielt. Weil einem als Gründer von Experten geholfen wird und man sich so manchen Fehler dadurch spart. Und schneller ans Ziel kommt.

Leiden schafft oder Leidenschaft?

Inzwischen arbeite ich seit knapp zwei Jahren an dieser Idee, seit Anfang letztens Jahres mit sehr viel Hochdruck: ich habe eine GmbH gegründet, eine erste Mitarbeiterin eingestellt und nun arbeite ich mit einem Team an einem Foodhub auf 1.200 Quadratmetern in der Hafencity, der ganz viel vereint: Arbeitsplätze, Küchenplätze, ein Popup-Restaurant, eine Eventfläche, ein Foto-, Film- & Podcaststudio, eine Kaffeerösterei, dazu ein Accelerator Programm und eine Agentur, die sich um Produktentwicklung & Vermarktung kümmert. Ja, das ist ein ganz schön großes Rad und es gibt sehr viele Schritte zu gehen, erst recht, wenn kein Investor dahintersteht. Aber, wenn ich etwas gelernt habe: der erste Schritt ist der Wichtigste. Es braucht viele gute Partner an der Seite, die einen unterstützen. Vor allem aber braucht es aber eins: Leidenschaft. Und wenn es nur die für gutes Essen ist.

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